Wir leben in einer Welt der Spezialisierungen. In nahezu jeder Branche spüren wir täglich das, was Götz Werner (Gründer der dm-Drogeriemarktkette) in seinem Buch „Womit ich nie gerechnet habe“ so auf den Punkt bringt: „In großen Unternehmen jedoch und mit der Spezialisierung, die wir heute haben, kann niemand mehr alles wissen.“ Dieser Zustand zwingt uns förmlich, kooperativ zu denken und zu arbeiten. Eine Aussage, die vermutlich die meisten Firmenlenker teilen. In der Praxis stellt sich jedoch ein anderes Bild dar. Projekte scheitern reihenweise im täglichen Klein-Klein.

Auch Physikerinnen und Physiker sind davon betroffen. Sie müssen im Studium, während der Promotion oder anschließend im täglichen Business immer häufiger in Teams interdisziplinär Problem lösen, Neues erschaffen und ungewohntes Terrain betreten. Die Kerndisziplin, die dabei die Lösung liefert, heißt professionelles Projektmanagement. Ein anderes Wort für entspannte und erfolgreiche Kooperation. Denn darum geht es in Projekten: fachübergreifend, meist hierarchiefrei vernünftig und unaufgeregt zu arbeiten und dabei die gesteckten Ziele erreichen.

Die neu gegründete DPG Akademie trägt dieser Entwicklung Rechnung. Am 22. und 23. Mai 2024 trafen sich in Königswinter sechzehn engagierte Expertinnen und Experten der Physik aus ganz Deutschland und aus sehr unterschiedlichen Organisationen, um die eigene Projektarbeit zu reflektieren und zu professionalisieren.

Gemeinsam sind wir die wichtigsten Planungsschritte eines Projektes gegangen:

Wie kläre ich gleich zu Beginn angemessen umfangreich den Projektauftrag?
Wer beeinflusst maßgeblich den Erfolg des Projektes?
Wie organisieren wir uns im Projektteam?
Welche Meilensteine müssen wir unbedingt beachten?
Welche Aufgaben müssen wir erledigen, um unser Projektziel zu erreichen?

Mir als Trainer war es dabei wichtig, deutlich zu machen, dass Methoden nur so viel wert sind, wie es gelingt, diese in einer guten Arbeitsatmosphäre und in einem entspannten Miteinander anzuwenden. In zahlreichen Projektbeteiligungen erlebe ich, dass viele Projekte an dem „menschelnden“ Faktor scheitern. Die Teilnehmenden konnten diese Erfahrung aus eigener Erfahrung bestätigen.

Die kooperative Haltung und Denkweise ist ausschlaggebend für gelingende Zusammenarbeit, insbesondere dann, wenn sie hierarchieübergreifend erfolgen muss.
Entspanntes miteinander haben auch alle Beteiligten erlebt, wenn es darum ging, in Gruppenarbeiten die eigenen Praxisfälle zu durchdringen und am Ende eine passende Planung erstellt zu haben.

Versorgt mit den wichtigsten Methoden und Denkwerkzeugen reisten die Teilnehmenden nach anderthalb Tagen intensiven Trainings motiviert nach Hause und waren zuversichtlich, für die anstehenden Projekte nun besser gerüstet zu sein. Nebenbei konnten sie wertvolle Kontakte Gleichgesinnter sowohl beruflich als auch privat knüpfen. Spätestens im nächsten Projekt kann das sehr hilfreich sein.

Das spannende und sehr professionell empfundene Training macht Lust auf mehr. Daher werden wir im Herbst vertiefen in das Thema „Projekte leiten ohne disziplinarische Weisungsbefugnis“ einsteigen.

Vielen Dank an die Co-Autorin Gabriele Becker und die DPG Akademie.
(Fotos: DPG Akademie, Gunnar Marx)